Don’t Panic: Der Cross-border eCommerce kommt

© M. Flinzner | www.flinzner.de

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Die Pressemeldung zur frisch veröffentlichten Cross-Border-eCommerce-Studie der Internet World Messe liest sich wie ein Horrorszenario für deutsche Online-Händler. Von „erschreckenden Zahlen für deutsche Online-Händler“ ist dort die Rede, und angesichts der veröffentlichten Umfrageergebnisse sieht man die deutschen Kunden reihenweise zum Einkauf ins Ausland abwandern: 67 % der befragten Kunden kaufen bereits in europäischen Shops ein – oder haben zumindest Interesse daran. Und 56 % kaufen sogar in Shops außerhalb Europas – oder können sich das zumindest vorstellen. Mal abgesehen davon, dass zwischen der grundsätzlichen Offenheit für ein Thema und der tatsächlichen Umsetzung noch Welten liegen – wie schlimm ist es wirklich?

Cross-border vs. international?

Machen wir uns nichts vor, der Online-Handel ist schon lange international. Nur weil die Shopadresse auf eine .de-TLD endet und die Pakete aus Deutschland versendet werden, heißt das noch lange nicht, dass wir bei einem deutschen Unternehmen einkaufen – amazon.de ist das beste Beispiel dafür. Und natürlich wird die Konkurrenz internationaler, keine Frage. Immer mehr Big Player aus anderen eCommerce-Märkten drängen nach Europa und immer mehr europäische Händler nehmen auch den deutschen Online-Handelsmarkt ins Visier.

Kein Grund zur Panik

Doch auch wenn die grundsätzliche Bereitschaft, beim Einkauf über die Grenze zu schauen, steigt, findet immer noch der weitaus größte Teil der Online-Käufe innerhalb des eigenen Landes statt. Kein Grund zur Panik also. Dennoch sollte man sich als Shopbetreiber durchaus mal Gedanken machen, wie die eigene grenzüberschreitende Zukunft aussehen soll. Anstatt sich darüber Sorgen zu machen, dass ausländische Shops den deutschen Markt kannibalisieren, wäre vielleicht der Rückgriff auf ein altes, aber nicht weniger wahres Motto sinnvoll: Wir alle sind Ausländer – fast überall! Und sich die Potenziale mal andersherum anschauen. Schließlich gibt es keinen Grund, warum deutsche Händler sich nicht genauso auf andere Märkte trauen und dort wiederum Kunden „abwerben“ könnten.

Den Spieß umdrehen

Die Bereitschaft zum Cross-Border-Einkauf steigt nämlich nicht nur in Deutschland, sondern überall in Europa. Und deutsche Online-Händler profitieren davon durchaus. Zum Beispiel im Verhältnis zu kleineren Märkten. Der Anteil österreichischer Online-Shopper, die in deutschen Shops einkaufen, ist nämlich weitaus größer als anders herum, für die Schweiz gilt das gleiche. Und auch aus den Benelux-Staaten findet so manche in Käufer seinen Weg in deutsche Shops.

Richtig ist wohl, dass vor allem britische Online-Shopper erstmal weniger offen für den Einkauf im Ausland sind als z. B. deutsche Käufer. Warum sollten sie auch, in Großbritannien gibt es tatsächlich fast alles online – nicht ohne Grund macht der britische B2C-eCommerce nahezu ein Drittel des gesamteuropäischen Online-Handels aus. Dass Großbritannien nicht zur Eurozone gehört, macht das ganze nicht unbedingt leichter. Dennoch – mit der richtigen Strategie, der richtigen Ansprache und einem professionellen Konzept lassen sich zweifellos auch britische Kunden ködern – Zalando hat den Sprung über den Kanal schließlich auch geschafft. Und wenn es nicht gleich der eCommerce-Vorreitermarkt par excellence sein soll, gibt es ja in Europa noch genügend andere Märkte mit teils beachtlichem Wachstumspotenzial und garantiert noch Platz für ein paar weitere, gut aufgestellte Online-Shops.

KF/msh

Dr. Katja Flinzner
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