eCommerce in Großbritannien
Der britische eCommerce-Markt ist mit einem Gesamtumsatz von 96,2 Mrd. EUR im Jahr 2012 der mit Abstand stärkste Online-Handels-Markt Europas. Gemessen am Pro-Kopf-Umsatz von 2.466 EUR steht Großbritannien sogar weltweit an der Spitze der eCommerce-Märkte. Damit verzeichnen die Statistiken für die Online-Verkäufe auf der Insel Zahlen, von denen auch reife Märkte wie Deutschland oder Frankreich nur träumen können.
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Technisch wurden auf der Insel die besten Voraussetzungen geschaffen: flächendeckend sind England, Wales und Schottland zu mindestens 70 % mit Breitband ausgestattet, der Süden Englands kommt sogar auf über 80 %. In Irland dagegen hinkt der Ausbau etwas hinterher – je nördlicher, desto mehr.
Dass ein Breitbandzugang zuhause allerdings schon lange nicht mehr das einzig wahre Kriterium ist, macht die Verteilung der Online-Käufe deutlich: Im technisch vergleichsweise weniger gut angebundenen Schottland liegt die Anzahl der Personen, die bereits einmal online bestellt haben über 80 %. Hier dürften andere infrastrukturelle Faktoren eine größere Rolle spielen, wie etwa die geringere Bevölkerungsdichte und die damit einhergehende weniger dichte Versorgung im stationären Handel.
Mobile Commerce
Ohnehin geht der Shoppingtrend weg vom heimischen Computer hin zu mobilen Geräten. Auch im Mobile Commerce liegt Großbritannien europaweit vorne – mit steigender Tendenz. Aktuellen Studien des Branchenverbandes IMRG zufolge liegt der Anteil des Mobile Commerce an den Gesamtverkäufen derzeit bei 27 %, der Anteil der Visits auf Shopping-Seiten sogar bei 38 %. Dabei werden ca. 80 % der Käufe mit Tablets, die übrigen 20 % mit Smartphones getätigt.
Wenn man näher hinschaut, stellt man außerdem fest, dass die Rolle des Mobile Commerce als Wachstumstreiber für den eCommerce-Markt kaum unterschätzt werden kann: Während Verkäufe über Desktop-Computer im zweiten Quartal 2013 stagnierten, ging das gesamte Wachstum im Jahresvergleich auf das Konto mobiler Nutzer.
Payment
Die meistgenutzte Zahlungsweise im britischen Online-Handel ist die Kreditkartenzahlung: 40 % aller Verkäufe werden über Kreditkarten abgewickelt. Direkt dahinter rangieren mit 35 % die Debitkarten auf dem zweiten Platz, gefolgt von PayPal. Gemeinsam machen diese drei Zahlungsweisen 96% des gesamten Zahlungsvolumens aus.
Logistik
Die Logistikkonzepte auf der Insel sind bereits recht eingespielt, die Anbieter rüsten sich derzeit für weiterhin wachsende Nachfrage nach Lieferdiensten aufgrund des anhaltenden eCommerce-Aufschwungs. Dabei investieren sie u. a. in Ausweitungen Ihrer Services auf internationalem Niveau (s. u.) sowie in neue, kundenfreundliche Konzepte, wie z. B. feste Lieferfenster, bessere Benachrichtigungssysteme, Paketshops oder Same-Day-Delivery.
Neben den internationalen Big Playern wie UPS, Hermes, TNT und DPD konkurrieren z. B. City Link, City Spring, ETS oder der Royal Mail-Paketlogistiker Parcel Force um den großen britischen Paketmarkt. Der britische DHL-Zweig wurde 2010 von Yodel aufgekauft, DHL ist seitdem nur noch mit dem Same Day-Angebot von DHL Express am britischen Markt vertreten.
Branchen
Die stärkste Branche im britischen eCommerce ist die Mode-/Sportbranche. 42 % aller Nutzer kaufen online Kleidung oder Sportartikel ein – Frauen mit 44 % etwas mehr als Männer (39 %). Auf Rang zwei folgen mit insgesamt 37 % Haushaltswaren, Reisen und Unterkünfte sowie Tickets landen mit jeweils 33 % bzw. 32 % auf den Plätzen 3 bis 5.
Eine der eCommerce-Branchen mit dem stärksten Wachstum ist der in Großbritannien überaus starke Online-Lebensmittelhandel. Tesco, Waitrose, Ocado & Co. betreiben bereits seit langem äußerst erfolgreich den Absatz ihrer Lebensmittel über Online-Kanäle – meist per Lieferservice, seltener auch per Abholung im Markt. Der Umsatz mit Lebensmitteln liegt aktuell bei ca. 200 Mrd. EUR, davon entfallen knapp 4 % (ca. 7,7 Mrd. EUR) auf den Online-Vertrieb. Im Jahr 2008 waren es noch 2,9 Mrd. EUR – das entspricht einem Anstieg um mehr als 250 % innerhalb von 5 Jahren. Für die kommenden fünf Jahre wird ein Wachstum um weitere 124 % auf knappe 17,9 Mrd. EUR erwartet.
[learn_more caption=“Mehr zum Lebensmittel-Online-Handel in Europa“ state=“open“]Joghurt online: In Europa wächst der Lebensmittel-Handel via Internet
Artikel vom 07. Juli 2010 in der eCommerce Lounge
Bis vor kurzem war das Internet in Sachen Lebensmittel kleineren, spezialisierten Shops (wie z.B. olivenoel.com, chocolats-de-luxe.de) oder innovativen Mix-Services (my-muesli.com oder allmytea.de) vorbehalten – zumindest in Deutschland. In der Schweiz, in Frankreich, Spanien und vor allem Großbritannien sieht die Branche ganz anders aus – dort gibt es zum Teil schon seit Beginn des neuen Jahrtausends gut laufende Online-Supermärkte im Vollsortimentsbereich. [Zum ganzen Artikel…][/learn_more]
Grenzüberschreitende Verkäufe
11 % der britischen Verbraucher bewegen sich in ihren Online-Shopping-Touren über die Grenzen ihres Landes, dabei setzen sie ca. 10 Mrd. EUR um. Meist greifen sie dabei aber nicht auf die nahegelegenen europäischen Märkte zu, sondern über den Teich: von insgesamt 16 Mio. Briten, die grenzüberschreitend online einkauften, nutzten 70 % dafür US-amerikanische Shops, 23 % kauften in China ein, 21 % in Hong Kong, 19 % in Deutschland und 15 % in Irland.
In der anderen Richtung ist die Verbindung nach Europa stärker. Der breit aufgestellte britische eCommerce-Markt ist vor allem in weniger gut ausgestatteten europäischen Märkten beliebt: Aus Malta, Irland und Zypern kommen die meisten grenzüberschreitenden Shopper, meist auf der Suche nach Luxusartikeln oder Mode/Kleidung.
Neben dem breiten Angebotsspektrum dürfte vor allem auch die häufig gemeinsame, sonst zumindest akzeptierte Verkehrssprache Englisch ein zentraler Punkt für die Wahl des britischen Marktes sein: 53 % aller UK-Händler verzichten auf Übersetzungen und bieten ihre Shops ausschließlich in Englisch an. Die Shops, die sich gezielt an fremdsprachige Kunden richten, stellen vor allem deutsche (43 %) und französische (40 %) Versionen ihres Angebots zur Verfügung.
Die britischen Logistiker haben sich auf das recht hohe Interesse ausländischer Kunden eingestellt: Immer mehr Dienstleister fokussieren Ihre Angebote auch auf den internationalen Versand.
Perspektive
Auch wenn die Wachstumszahlen bei einem dermaßen entwickelten Markt erwartungsgemäß nicht mehr durch die Decke schießen: Der britische eCommerce-Markt wächst weiter. Für das Jahr 2012 notierten die Branchenverbände ein Wachstum von 14 %, für 2013 wird eine Steigerung um 12 % erwartet.
Im Fokus werden dabei zweifelsohne die wachsende Bedeutung des Mobile Commerce sowie das Potenzial des grenzüberschreitenden Online-Handels mit seinen logistischen und interkulturellen Herausforderungen stehen.
KF/msh | Quellen: eCommerce Europe | Capgemini | Internet Retailer | IMRG | Post & Parcel | comScore | The Guardian | Eurostat | eMarketer | The Paypers
[learn_more caption=“Online-Handel in Europa: Zahlen und Fakten“ state=“open“]eCommerce in Frankreich
Der französische eCommerce-Markt gehört zu den am weitesten entwickelten Märkten Europas. 30 Millionen Online-Shopper haben 2012 einen Gesamtumsatz von 45 Milliarden EURO gemacht. Im Jahr 2012 gab es geschätzte 117.500 Online-Shops. Und 24,1 Mio. Franzosen besitzen ein Smartphone und kaufen damit auch mit steigender Tendenz mobil ein. [Mehr lesen…]
eCommerce in Spanien
Der spanische eCommerce-Markt ist der einzige derzeit wachsende Wirtschaftssektor des Landes. Trotz anhaltender Wirtschaftskrise steigen die Online-Umsätze weiter: im ersten Quartal 2013 wurden 15,1% mehr online umgesetzt als im gleichen Zeitraum 2012. [Mehr lesen…]
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